 |
Rheinhallen |
|
689,10 R |
|
|
|
 |
|
|
Rheinhallen (Süd) mit Messeturm |
|
|
|
|
|
Der Ruf Kölns als internationaler Handelsplatz
am Rhein ist so alt wie die Stadt selbst. Bis ins 19. Jahrhundert
genoß Köln auch das Privileg des Stapelrechts1.
Gewissermaßen in Verlängerung dieser Linie beschließt
der Stadtrat 1922 auf Initiative Konrad Adenauers, Oberbürgermeister
der Stadt seit 1917, die Gründung einer städtischen Messegesellschaft
im Stadtteil Deutz. Hier, auf dem rechten Ufer, dem von Industrie
und Arbeitersiedlungen geprägten 'East End' - oder wie die linksrheinische
Kölner abfällig sagen: auf der Schäl Sick, der 'falschen
Seite' -, wo 1914 schon die große Architekturausstellung des
Deutschen Werkbunds stattgefunden hatte, eröffnet der Reichspräsidenten
Friedrich Ebert 1924 die Kölner Messe.
 |
Staatenhaus |
Um die Besuchermassen aus dem In- und Ausland gebührend zu empfangen,
erhielt der Architekt Adolf Abel2 (1982-1968) den Auftrag,
der Messe eine architektonisch geschlossene Form für die disparaten
Gebäude zu verpassen, die als 'Adenauers Pferdeställe' charakterisiert
wurden. Abel entschied sich für einen die Ausstellungshallen
umfassenden, rechteckigen Rahmen, dessen langgestreckte Fassade zum
Ufer hin, gegenüber der nördlichen Innenstadt, von einem
Turm mit quadratischer Grundfläche überragt wurde.
 |
Nordfassade mit Messeturm |
Am Entwurf der dreigeschossigen Umbauung der Messehallen finden sich
zahlreiche Parallen zur Backsteinarchitektur der Zwischenkriegszeit
im Allgemeinen als auch zu Gebäuden wie der etwa zur gleichen
Zeit entstandenen Düsseldorfer Tonhalle von Wilhelm Kreis (1873-1955).
Auffallend ist die vertikal gegliederte Fassade aus dunkelrotem Ziegel,
die trotz der beachtlichen Traufhöhe im Verhältnis zur Breite
flach erscheint. Mit dem Regelmaß eines Zollstocks ist sie durch
vorspringende vierkante Säulen unterteilt, die vom Erdgeschoß
bis zum Dach reichen und von den Arkaden zu ebener Erde bis hinauf
zur Balustrade das Serielle betonen. Zwischen den Pilastern liegen
die schmalen hohen Fenster in Gruppen zu drei zurückgesetzt,
jeweils wiederum getrennt durch Lisenen. Parallelen zu Entwürfen
von Kreis - Dresdner Hygienemuseum, Düsseldorfer Ehrenhof - bestehen
auch hinsichtlich der repräsentativen Eingängsportale. Diese
ziehen die Besucher in einen Hof an der Süd- und der Nordseite
hinein, der zwischen den Flügeln der zurückgesetzten Fassade
eingebettet ist. Besuchern geöffnet ist auch das Panorama-Turmrestaurant
mit Blick über die Stadt, dessen Dach von einer Laterne gekrönt
wird.
 |
Rheinhallen vor dem Beginn der
Renovierung 2008 |
Mit der Ausbreitung der Messe und dem Bau zeitgemäßer
überdachter Ausstellungsflächen wurden die alten Messehallen
zunehmend obsolet. Hinter den denkmalgeschützten Außenmauern
entstand nach einer weitgehenen Entkernung ein großer Medien-
und Bürokomplex.
|
|
|
1 d.i. das Recht zu verlangen,
daß alle Güter, die im Transit über das Gebiet der
Stadt Köln befördert werden, zunächst in Köln
ausgeladen und zum Verkauf angeboten werden.
2 Als Leiter des städtischen Hochbauamtes von 1925
bis 1930 war Abel außerdem für Bauten der Universität,
das Müngersdorfer Stadion und den sog. Flugbahnhof verantwortlich.
Sein Bild erscheint gegenüber den Kollegen, die an der Werkbundausstellung
1914 teilnahmen und am Bauhaus oder in Amerika zu Ruhm gelangten,
trotzdem blaß. Den Nationalsozialisten war er andererseits zu
modern, als daß man ihm eine führende Stellung in Deutschland
zugesprochen hätte. |
|
|
©2010 779-shipmate |
|