Tanzbrunnen
 
689,20 R    
   
  Tanzbrunnen-Pavillon (Sternwellenzelt)  
     
  Nach dem Ersten Weltkrieg erinnerte man sich des Plans von vor dem Krieg, das Land in Ufernähe zwischen Deutz und Mülheim als Volkspark zu gestalten. Zur Messe hin wurde unter dem Gartenamtdirektor Fritz Encke 1924 ein zum Rhein hin geneigter Bereich entworfen, in dessen Mitte eine runde Wasserfläche lag. Dieser Entwurf wurde schon wenige Jahre später durch einen von Theodor Nußbaum, Planer des Gartenamts, erstellten ersetzt. Dieser sah ebenfalls ein kreisrundes Wasserbecken vor, welches sich zu dem Kreissegment des Staatenhauses wie ein Drehpunkt verhielt. Von diesem Vorplatz aus führten Alleen sowohl zum südlichen Messepark als auch zum nordöstlich gelegenen Teehaus.
Frei Otto: Entwurf für den Tanzbrunnen (1955) - Kölnisches Stadtmuseum / Graphische Sammlung

Nachdem das Rondell 1949 wiederhergestellt worden war, wurde es Anfang der fünfziger Jahre in die Planung für die Bundesgartenschau 1957 einbezogen. Der Architekt Frei Otto wurde mit dem Entwuf einiger Zeltpavillion sowie eines Dachs über der Bühne über der Wasserfläche beauftragt.

Frei Otto hatte sich schon mit einem Pavillion zur Bundesgartenschau 1955 in Kassel bekannt gemacht. Der Entwurf beeindruckte sowohl durch seine luftige Form als auch durch seine Einfachheit: Er bestand aus einem rechteckigen Segel, das an zwei diagonal gegenüberliegenden Ecken nach oben gespannt war, während die zwei anderen Ecken zum Boden hinabgezogen waren. Mit einer Spannweite von 18 Metern, seiner dynamischen, geschwungenen Form überzeugte die Konstruktion überdies durch seine akustischen Eigenschaften während Konzertaufführungen.

Für den Tanzbrunnen wählte Otto ein vieleckiges Segel mit einem Loch in der Mitte für die Fontäne. Die Ecken des Segels wurden abwechselnd an einer Mastspitze befestigt und auf halbe Höher heruntergezogen. Auf diese Weise entstand ein sechszackiger wellenförmiger Stern, der über der Bühne zu schweben schien.

 

Das Baumwolltuch wog 2450 Kilogramm und überspannte eine Fläche von 684 Quadratmetern. Die Diagonale zwischen den Masten betrug 33 Meter, die Masten maßen 8,60 m. Das Segel wurde im Herbst abgenommen, bis es schließlich durch eines aus synthetischem, wetterfestem Material ersetzt wurde.

Frei Ottos Zeltdach über dem Tanzbrunnen ist ein schönes Beispiel für Architekturlösungen nach Vorbildern aus der Natur, insbesondere jenen, die der Architekt studiert, wie zum Beispiel die Form von Seifenblasen.
Das Konzept erwies sich nachträglich als überaus fruchtbar: Die Konstruktion der Zeltdach-Landschaft über dem Olympiagelände in München stellt buchstäblich einen Höhepunkt seiner Anwendung dar.

Der Tanzbrunnen stellt längst eine feste Größe in Köln dar. Selbst wenn wir uns an die seinerzeit experimentelle Bauweise längst gewöhnt haben, so bilden die Veranstaltungen unter 'Frei'-em Himmel einen allseits beliebten Anziehungspunkt.

 
       
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