Die Severinsbrücke (benannt nach dem Hl. Severin (um 330-400), dritter Kölner Bischof und Schutzpatron der Stadt) stellte besondere Anforderungen an die Querung, die an dieser Stelle sowohl den Strom als auch den Deutzer Hafen mit seinem Kai (rechtsrheinisch) als auch den Rheinauhafen (linksrheinisch) zu überwinden hatte, bei entsprechenden Durchfahrthöhen für Küstenmotorschiffe, die zu dieser Zeit den Kölner Hafen anliefen. Die Konstruktion sollte daher mit einem einzigen Pfeiler im Strombereich auskommen. Bei der Vergabe des Auftrags entschied man sich für den Entwurf einer Schrägseilbrücke des im Brückenbau erfahrenen Bauingenieurs Frank Leonhardt dessen Zusammenarbeit mit dem Kölner Architekten Gerd Lohmer sich schon beim Bau der neuen Deutzer Brücke bewährt hatte.
Der erste, unausgeführte Entwurf für eine Schrägseilbrücke war schon 1948 für die Erneuerung der Mülheimer Brücke vorgelegt worden. Erstmals verwirklicht wurde das Schrägseilprinzip 1955 durch ein deutsches Unternehmen in Schweden (Strömsund Brücke), und das früheste Beispiel in Deutschland war die Theodor-Heuss-Brücke (1953-57) in Düsseldorf. Es war der Pionierbau einer eindrucksvollen Familie von Schrägseilbrücken, die, gestaltet von Friedrich Tamms, den Rhein bei Düsseldorf überspannen. Durch die Severinsbrücke (1956-59) erhielt Köln seine erste Schrägseilbrücke. Nach einem Wettbewerb war erneut Gerd Lohmer der Architekt. Die Entscheidung für eine Schrägseilbrücke an dieser Stelle war nicht allein wirtschaftlich motiviert. Man wollte mit einer asymmetrischen Lösung, mit einem Einzelpylon am rechten Rheinufer, einen Kontrapunkt (so auch der Deckname für Lohmers Entwurf im Wettbewerb) in der Silhouette der Stadt zu den zahlreichen. Kirchentürmen und besonders zu den Domtürmen am Westufer des Rheins schaffen.
Mit gleichzeitiger Überbrückung der Hafeneinfahrt
zum Deutzer Hafen und des Rheinauhafens hat die Severinsbrücke eine
Spannweite von 334 Metern. Die Fahrbahn ist an einem einzigen Pylon in
A-Form aufgehängt. Die patentverschlossenen Seile verbinden wie zwei
Strahlenbündel den Pylonenkopf mit der Fahrbahn. Die Fahrbahn selbst ist
als Kastenträger mit zwei separaten Kammern ausgebildet.
Erneut beweist die Baugeschichte der Severinsbrücke die bei allen Kölner
Rheinbrücken erkennbare Verantwortlichkeit der Planer und Bauherren für
die Stadtsilhouette. Die Einpassung wurde hier jedoch weniger durch
Unterordnung wie noch bei der Deutzer Brücke, sondern durch Schöpfung
einer neuen Dominante geschaffen. Die größere Souveränität gegenüber
der Geschichtlichkeit der Stadt kam übrigens auch im Abbruch ganzer
Hauszeilen und blöcke im Severinsviertel zum Ausdruck, um die Zu- und
Abfahrten zur neuen Brücke zu ermöglichen." (Walter Buschmann, Die
Rheinbrücken von Köln)