Für die stählernen Überbauten wurde ein
dreiteiliges Ständerfachwerk mit einer Stützweite von 105,92 m und mit
kreisförmig gekrümmtem Obergurt gewählt. Die Abmessungen und die
Anordnung der einzelnen Tragglieder ergaben sich aus der
Materialfestigkeit und der Erkenntnis von dem Kraftverlauf bei
beweglichen Lasten. Die einzelnen Überbauten wurden besonders gegen
horizontal angreifende Kräfte gesichert.
Wegen der großen Stromgeschwindigkeit an der
Baustelle, der Höhe der Strompfeiler und um die Schiffahrt nicht zu
behindern, erfogte die Montage der Stromüberbauten auf Rüstungen. Sie
wurde nacheinander für jeden Überbau einzeln durchgeführt. Anfang
November 1869 hatte man die erste, dritte und vierte Öffnung überbrückt,
als dann bei der Aufstellung des zweiten Überbaus ein Unglück geschah.
Um die Schiffe bei hohem Wasserstand durch die
bereits fertigen linksrheinischen Brückenbogen zu lotsen, hatte die
Eisenbahndirektion das Dampfboot "Delphin" bereitgestellt. Am 20.
November 1869 hatte der Kapitän des Lotsenschiffes bereits ein Floß im
Schlepp, als sich ein mit 14 000 Pfund Eisenstein beladenes Schiff der
Brücke näherte. Die beim Brückenbau beschäftigten Arbeiter hatten von
einer ihnen selbst drohenden Gefahr keine Ahnung. Sie drängten sich an
die Brüstung des Gerüstes, um die verzweifelten Versuche des Steuermanns
zu beobachten, der in seiner Not Anker warf und dadurch das Schiff noch
manövrierunfähiger machte. Es prallte gegen die Holzrüstung des zweiten
noch im Bau befindlichen Brückenbogens. Was dann geschah, schildert die
"Illustrirte Zeitung" vom 18. Dezember 1869: 'Dann stürzte das kolossale
Gerüst mit den darauf über ein Viertel bereits fertiggestellten von
Harckort in Haspe angefertigten Eisenwerken unter einem furchtbaren
Gekrache zusammen, das nur von dem durchdringenden Jammergeschrei von
geretteten und verunglückenden Personen übertönt wurde, und einen
Augenblick später waren die Menschen mitsamt ihrer monatelangen Arbeit
den reißenden Fluten des dort ungefähr 26 Fuß tiefen Rheins
überantwortet.'
Dieser schwarze Tag in der Brückenbaugeschichte
am Rhein forderte 18 Tote und 14 Schwerverletzte.
Da es bald Winter wurde und heftige Regenfälle
den Rhein stark anschwellen lieRen, stellte man die Arbeiten an der
Unglücksstelle ein. Erst im April des nächsten Jahres begann man mit
allen Kräften an der Fertigstellung der zweiten Öffnung. Nachdem auch
der übrige Teil der Bahnlinie fertiggestellt worden war, konnten am 24.
Juli 1870 die ersten Militärzüge über die Brücke rollen."