Trotz der Bedeutung dieser Straßenbrücke für den
Verkehr über den Rhein zwischen Düsseldorf und der holländischen Grenze
wurde das Bauwerk als letztes der Duisburger Rheinbrücken
wiederaufgebaut.
Diese von der Besatzungsbehörde getroffene
Entscheidung wirkte sich für die 1950 einsetzende Neuplanung vorteilhaft
aus. Während in den ersten Nachkriegsjahren die Materialknappheit die
Abmessungen und Ausführungen der wiederaufgebauten Brücken bestimmte,
konnten bei diesem Brückenbauwerk neue Erkenntnisse erstmalig zur
Ausführung gelangen. Die Anwendung neuer statischer Methoden, Ausnutzung
der großen Torsionssteifigkeit von Hohlkästen für die vollwandige
Haupttragkonstruktion, Mitwirkung der neuentwickelten Fahrbahnplatte mit
kastenförmigen Aussteifungen und vor allem die erstmalig durchgeführte
Vorspannung der Tragseile ergaben ein ästhetisch befriedigendes
Brückenbauwerk.
Als statisches System der Haupttragkonstruktion
wurde ein an Zügelgurten angehängter Durchlaufträger gewählt. Bei dieser
"Zügelgurtbrücke" wurden Zuggurte, die über zwei Pylone laufen in den
Versteifungsträgern an den Brückenenden und in der Mittelöffnung
getrennt voneinander verankert. Sie tragen wie ein "Zügel" von jedem
Pylon aus eine Hälfte der Brücke. Zwischen den Verankerungspunkten ist
der Versteifungsträger durch Seile oder sonstige Zugglieder angehängt.
Der iwischen den Verankerungen der Mittelöffnung gelagerte Teil des
Versteifungsträgers kann als Einhängeträger gelenkig gelagert oder als
Durchlaufträger, wie hier, ausgebildet werden.
Für die orthotrope Fahrbahnplatte wurden im
Gegensatz zu den bisher üblichen coupierten I-Trägern für die
Längsrippen sehr drillsteife Kastenquerschnitte vorgesehen. Durch eine
Reihe von Durchbiegungsversuchen und Schweißnahtprüfungen unter
Dauerschwingungen wurde das günstige Tragverhalten dieser neuartigen
Fahrbahnplatte ermittelt.
Die Fahrbahnplatte bildete mit den beiden
vollwandigen Hohlkästen der Hauptträger einen [nach unten offenen
U-]-förmigen Querschnitt. Ein unterer Verband war nicht erforderlich.
Die Ausführung gewährleistete eine ausreichende Stabilität gegen
lotrechtes Ausknicken und waagerechtes Biegedrillknicken.
Die vier Haupttragkabel setzten sich aus je 19
patentverschlossenen Seilen mit rd. 73 mm Durchmesser zusammen. Die
Tragseile sind zwischen acht an den Hauptträgerstegblechen befestigten
Traversen verankert. Die Hänger sind ebenfalls patentverschlossene
Seile, die ihre Kräfte durch zweiwandig ausgebildete Rahmen auf die
Hauptträger übertragen.
Durch die Bedingungen der Ausschreibung, die
Freihaltung der Hauptstromöffnung von Geräten und Jochen und den
Erfordernissen des Kohleabbaues unter der Brücke, ergaben sich
Einschränkungen für die Wahl des Brückensystems. Wirtschaftlich wurde
der Zügelgurtträger gegenüber dem Schrägseilsystem erst durch die
Vorspannung der Zügelgurte. Die Tragseile wurden so vorgespannt, daß die
Biegespannungen unter ständiger Last im Versteifungsträger, ohne
Einhängeträger, verschwinden. Die Kurve der Kabel muß bei vollständiger
Ausschaltung der Momente affin der Momentenlinie verlaufen. Die
Kettenlinie der Hängebrücke wird hier durch eine Parabel ersetzt. Ein
wesentlicher Teil der Vorspannung wird durch einfache MontagemaBnahmen
erzielt. Da die gesamte Stromöffnung während der Montage frei von festen
Rüstungen bleiben mußte, wurde die Mittelöffnung im Freivorbau erstellt.
Mit einer über die Pylone geführten vorgespannten
Schrägseilhilfskonstruktion erfolgte der Einbau der Versteifungsträger
und wurde die Vorspannung der Haupttragkabel ermöglicht. Der Einbau der
restlichen Felder der Mittelöffnung bildete den Abschluß der
Stahlbauarbeiten an diesem Brückenbauwerk.
Die besonderen Vorzüge dieser Brücke liegen in
der beachtlichen Gewichtsersparnis gegenüber der alten Fachwerkbrücke
trotz der vergrößerten Mittelöffnung, der Verbreiterung der Brücke und
der erhöhten Verkehrsbelastung. Die Verwendung von hochwertlgen Seilen
und Baustählen, die neuen statischen Berechnungsmethoden und die den
neuesten Erkenntnissen und Versuchsergebnissen Rechnung tragenden
Konstruktionsmerkmale trugen zu dieser Gewichtsverminderung bei. So
entstand ein wirtschaftliches und eindruckvolles, in seiner zweckvollen
Form und klaren Linienführung überzeugendes Brückenbauwerk."