Nach eingehender Untersuchung des Baugrundes und Vermessung der
Brückenachse und Pfeilerlage wurden die Entwurfsarbeiten begonnen.
Die Gründung der Vorlandunterbauten wurden in offener Baugrube
ausgeführt. Bei einer erforderlichen Gründungstiefe von 7,0 - 8,18 m kam
für die Strompfeiler nur eine Senkkastengründung mit Druckluft in Frage.
Die Vorlandpfeiler waren für 2 Gleise ausgeführt, die Pfeiler der
Stromöffnungen gleich für 4 Gleise entworfen worden, da eine Erweiterung
bei der vorgesehenen Senkkastengründung nur sehr schwierig möglich
gewesen wäre. Die Vorlandbrücken wurden bei der Bauabteilung entworfen.
Der Entwurf für die Stromüberbauten wurde von der Bauabteilung und der
Firma Hein, Lehmann & Co. bearbeitet.
Für die Flutbrücken wählte man 2 eingleisige Überbauten, da
Ausbesserungs- und Verstärkungsarbeiten bei diesen leichter
durchzuführen waren als bei einem zweigleisigen Überbau. Der Abstand der
inneren Hauptträger betrug 0,80 m und mit Rücksicht auf einen später
anzubringenden, öffentlichen Fußweg ergab sich der Abstand der
Hauptträgermitten zu 3,10 m. Die Hauptträger sind parallelgurtige
Fachwerkträger mit einer Systemhöhe von 5,00 m und einer Feldteilung von
4,10 m mit steigenden und fallenden Diagonalen und Pfosten. An
waagerechten Verbänden wurden ein Windverband in der Untergurtebene, ein
Schlingerverband zwischen den Längsträgern und ein Bremsverband in
Brückenmitte vorgesehen. Auch die Einzelquerschnitte wurden so
ausgeführt, daß eine gute Unterhaltung und eine leichte Ausbesserung und
Verstärkung möglich war.
Die Montage der Flutbrücken erfolgte auf festen Gerüsten und konnte
innerhalb von 14 Monaten für alle 12 Überbauten durchgeführt werden.
Um den drei Stromüberbauten etwa gleichen Aufbau und ein gleiches
Aussehen zu geben, wählte man für die beiden seitlichen Überbauten eine
Feldteilung von 8,84 m und in der mittleren Öffnung den Pfostenabstand
von 9,30 m. Die Höhe der Endportale ist bei allen drei Überbauten die
gleiche. Der Hauptträgerabstand von 9,00 m war für den großen Überbau
mit einer maximalen Höhe von 2,70 m sehr gering. Außer den Windverbänden
im Ober- und Untergurt und den Endportalen ordnete man keine
Queraussteifungen an.
Die Fahrbahn unterteilte man in einzelne Abschnitte, die ihre
Längskräfte über Bremsverbände in die Hauptträgeruntergurte ableiten.
Bei der Berechnung der Unterbauten und der drei großen Überbauten wurde
mit um 20% erhöhten Verkehrslasten gerechnet. Diese Maßnahme ergriff
man, da Brückenverstärkungen sich als sehr kostspielig erwiesen hatten
und eine Erhöhung der Lasten zu erwarten war. Nach der Montage mußten
die Stromöffnungen rd. 1,5 m abgesenkt werden. Auch dieser Lastzustand
fand bei der Berechnung und Ausführung Berücksichtigung. Durch die große
Stützweite der mittleren Öffnungen bereitete die Ausführung einiger
Knotenpunkte Schwierigkeiten. Für die Überwachung und Unterhaltung der
Überbauten wurde an dieser Brücke erstmalig ein Besichtigungswagen auch
am Obergurt angeordnet. Für jeden ~berbau waren 4 leichte Wagen
vorgesehen,die auf besonderen Fahrbahnen an den Gurten entlang bewegt
wurden. Während die beiden seitlichen Stromöffnungen auf gerammten
Gerüsten ohne Schiffsdurchlaß montiert werden konnten, verlangte die
Zentralkommission für Rheinschiffahrt zwei Durchfahrtsöffnungen von 80 m
lichte Weite und 9,10 m lichte Höhe über HSW. Da weder ein Freivorbau
noch ein Einschwimmen möglich war, entschloß man sich den Überbau auf
zwei Rüstträgern mit einer Stützweite von je 89,40 m zusammenzubauen. Da
die Konstruktionsunterkante nicht tiefer liegen durfte als die der
endgültigen Brücke, mußte diese rd. 1,5 m höher montiert werden. Die
Rüstträger wurden in Baustellennähe erstellt und eingefahren. Nach
Fertigstellung des Überbaues wurde dieser von den Rüstträgern befreit
und um 1,50 m auf die Lager abgesetzt. Wegen einiger Zwischenfälle
konnte das Brückenbauwerk erst verspätet nach 2 Jahren Bauzeit
fertiggestellt werden.
Im Gegensatz zu allen Rheinbrücken konnten die Überbauten dieser
Eisenbahnbrücke nach der Kriegszerstörung gehoben und wieder verwendet
werden. Nach sorgfältigen statischen Untersuchungen konnten zunächst die
Flutbrücken und der rechte Stromüberbau auf die Pfeiler gesetzt und
beschädigte oder zerstörte Teile ausgewechselt werden. Die mittlere
Öffnung war durch ein 1944 gebautes, behelfsmäßiges Mitteljoch vor dem
Absturz bewahrt worden. Es konnten nun mittels Hilfskonstruktionen an
tragenden Teilen Ausbesserungen uns Auswechselungen vorgenommen werden.
Insgesamt betrug das Gewicht der auszuwechselnden Hilfskonstruktionen
600 Tonnen. Die Brücke konnte bereits im Mai 1946 wieder als endgültige
2-gleisige Brücke den Verkehr übernehmen. Die Instandsetzungsarbeiten
wurden gemeinsam von den Firmen GHH Oberhausen, Demag und Friedr.Krupp
Stahlbau Rheinhausen ausgeführt."