Fort Louis
 
Fort Louis
Fort Louis (1735) (click to enlarge)
Ehemalige, nach den Plänen des Marschalls Sébastien Le Prestre de Vauban und Jacques Tarade im Auftrag Ludwig XIV. errichtete französische Festung mit 4 Bastionen, die 1686 auf der Insel Giessenheim zwischen Stollhofen und Rastatt angelegt wurde. Das Fort verfügte über zwei vorgelagerte Außenwerke, sog. Hornwerke, das Fort Alsace (Elsässer Fort) und das Fort Marquisat (Badisches Fort), die über Brücken mit der Insel und dem Hauptfort - Fort Carré - verbunden waren. Aufgrund seiner Lage war das Fort stark umkämpft. So fiel das rechtsrheinische Fort mit dem Rastatter Frieden von 1714 an Baden, während die Hauptfestung 1793 im Ersten Koalitionskrieg erstürmt und nach dem Wiener Kongreß zerstört wurde. Durch die von Tulla durchgeführte Rheinkorrektion kam Fort Louis auf dem linken Ufer zu liegen.

"Auf der französischen Seite ist es vom kleinen Rhein eingeschlossen, der so breit wie der Main ist, auf der nordöstlichen Seite ist gerade die Spitze, wo man von der Festung aus den großen und den kleinen Rhein beherrscht, weil der kleine Rhein hier eben im Zirkel wieder in den großen fließt. Hier war das Fort, hier sieht man noch das Pulvermagazin, die Kasematten, die noch in gutem Stande sind, eine Kapelle, wovon noch acht Fenster im Schwiebogen gut erhalten sind, und endlich zwei Thore mit den Zugbrücken. Auf den Wällen übersieht man das ganze badische Land, und weithinein in die Elsäßer Fläche. Die Stadt soll sehr schön gewesen seyn, der Umfang ist ziemlich groß und schön rund. Man sieht noch die Mauern des ersten Stocks der Häuser mit Fenstern und Kellerlöchern, die jetzt als Gartenmauer dienen; denn kaum sind noch dreißig Häuser in Fort-Louis, die alle neu erbaut und sehr ärmlich sind. Die Kirchenuhr erinnert an die ehemalige Stadt, obschon sie gar nichts Ausgezeichnetes an sich hat, auch schlägt ihre Uhr noch viertel und ganze Stunde, was sonst der Fall nicht in einem elsäßischen Dorfe ist. Sonderbar, auch den Einwohnern, diesen kärglichen Ueberresten, sieht man noch an, daß sie von Städtern abstammen, und wenigstens weiden Kühe statt Schakals, und Schafe statt Leoparden auf ihren weiten ruinartigen Flächen.

Franzosen und Deutsche sind noch nicht einig ob des Falls Fort Louis. Man weiß nicht, fiel es durch die Kraft der Oesterreicher, oder durch den Verrath der Franzosen. Die Einen behaupten, General Wurmser habe es gut beschießen können aus dem Sellinger Wäldchen von der andern Seite des Rheinsaus, und dieß bewiese eben das, was ich schon erwähnte, daß eine Flußfestung von beiden Seiten fest seyn müsse; man sieht heute noch die Schanzen auf der deutschen Seite; Andere aber sagen, man habe Fort-Louis nur von der französischen Seite, von Rechwog aus, beschossen. Die Oesterreicher gingen bei Selz unter Iffezheim über den Rhein, und machten Batterien eine Schußweite von Fort-Louis, was der Kommandant des Forts eben nicht zu leiden brauchte. Die Stadt wurde so von beiden Seiten beschossen, und brannte ganz ab. Es mag hier wohl Verrath im Spiele gewesen seyn, daß man das Fort aber von Sellingen aus beschoß, beweist eben nichts dafür. Die Oesterreicher nahmen es ein, besetzten es, führten die Garnison gefangen nach Deutschland; da kam Hoche, der junge Krieger, und erzwang die Linien von Weißenburg, die Oesterreicher mußten flüchten, und sprengten so das ganze Fort in die Luft, dieß ist die traurige Geschichte Fort-Louis. Daß aber die Oesterreicher es sprengten, beweist dennoch, daß es ihnen noch wichtig genug war,um es nicht dem Feinde zu lassen.

Während dieser Zeit sollte Fort-Louis wieder unter Ludwig dem Achtzehnten erbaut werden, da kam Napoleon zum zweiten male und sprengte den Plan; man hat noch einige Steine erhalten, worauf die alten Lilien Frankreichs gegraben sind, und ein Italiener, Namens Batisdam, ist an den Ruinen dieses Forts ein Millionär geworden."

August Lewald, Europa, Chronik der gebildeten Welt, Band 1, Karlsruhe 1842, S.164 
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