Während die Niederlande ihren Wohlstand ihrer strategischen Stellung im Welthandel verdankten, blieb ihre Position hinsichtlich der Schiffahrt über Jahrhunderte durchaus prekär. Obgleich sich die Umstände bis ins 15. Jahrhundert nicht grundsätzlich geändert haben dürften, unter denen sich die Siedlungen eingerichtet hatten, die von Wasser umgeben waren, hat sich die Sankt-Elisabeths-Flut, die an einem Novembertag im Jahr 1421 Deiche, Häuser, Höfe, Vieh und Menschen gleichermaßen hinwegspülte und in der ganze Landstriche versanken, tief ins Gedächtnis der Holländer eingeprägt. Höchstwahrscheinlich sind es nicht so sehr die veränderten Umstände, als vielmehr die Tatsache, daß seit dem 15. Jhdt. der Verlauf der Küsten und die Lage der Grenzen mit Hilfe von Karten in zunehmender Zahl und Genauigkeit dokumentiert und überliefert sind, daß wir uns ein Bild vom wechselnden Verlauf der Flüsse auf ihrem Weg zum Meer machen. Was sie uns zeigen ist ein Labyrinth aus Wasserläufen um unzählige Inseln, die entstehen und verschwinden, je nachdem, ob im Kampf der Gezeiten mit den Festlandströmen das Meer oder der Fluß die Oberhand gewinnt. Bis zum 19. Jahrhundert waren die Navigatoren mehr oder weniger den Naturgewalten ausgeliefert. Ähnliches gilt für die Kaufleute der Handelsplätze, die von der Schiffbarkeit der Gewässer abhingen und von der Erreichbarkeit ihrer Häfen, die von einem Jahrzehnt zum andern auf dem Spiel stehen konnte. Auf der Karte erscheinen Gewässer teils weit wie ein See. Indes erweisen sich die Gewässer der Mündung häufig als zu seicht für schwere seegängige Schiffe und wo nicht, sind diese schwer zu navigieren, da bei gleich welchem Wind auf den gewundenen Fahrwassern der Wind ständig von einer anderen Seite zu kommen pflegt. Diese Umstände verschärften sich in dem Maß, wie der Verkehr in niederländischen Häfen zunahm und die Schiffe stets größer wurden.