Der preußische Staat, der
im 19.Jahrhundert beträchtlich in den Bau der Ruhrorter Häfen investiert
hatte, betrachtete die Pläne für Privathäfen nördlich und südlich der
Ruhr als Konkurrenz. Vollends reserviert zeigte sich die Genehmigungsbehörde
für solche Vorhaben, wenn es sich um Häfen für den Kohlenversand handelte,
für den der Ruhrorter Hafen eingerichtet worden war, oder aber wenn in
den Häfen Güter umgeschlagen werden sollten, die nicht für den Eigentümer
des Hafens bestimmt waren.
Andererseits entsprang das fiskalische Engagement des Staates einem
vorausschauenden volkswirtschaftliche Kalkül, das genau jene aufstrebenden
Schwerindustrie im Blick hatte, die als Antragsteller auftrat. Deshalb
kam die Genehmigungsbehörde trotz aller Einsprüche des Ruhrorter
Hafens schließlich nicht umhin, der Zechengewerkschaft
Deutscher Kaiser 1880 den Bau eines eigenen Hafens zu bewilligen.
Der Alsumer Hafen lag in der Emschermündung, auf Hamborner Gebiet, von der Emscher nur durch einen Damm abgetrennt
und mit direkter Zufahrt vom
Rhein. Der Werkshafen bedeutete für die Zeche nicht nur eine Ersparnis
der Transport- und Umschlagskosten für den Umweg über Ruhrort. Mit der
Einbindung des Umschlags in die Betriebsplanung verminderten sich auch die Reibungsverluste zwischen
dem Versender, dem Verlader und dem Transporteur. Die Disposition
unterstand jetzt von der Förderung bis zum Versand einem Unternehmen,
das sogar über eine eigene Flotte von Frachtkähnen und Schleppbooten
verfügte und damit Einfluß auf die Frachten nehmen konnte.
1887, drei Jahre nach der Inbetriebnahme kamen auf den Alsumer Hafen
- bedingt durch die wirtschaftliche Verflechtung der Gewerkschaft 'Deutscher Kaiser'
mit der August Thyssen Hütte - neue Aufgaben zu. Neben der Kohlen trat
die Anfuhr von Erz und der Versand von Hüttenprodukten. Beflügelt von
der Entwicklung der Schwerindustrie entstand der Plan für einen neuen Hafen.
Nachdem der Staat einen ersten Entwurf für Beeckerwerth wegen des darin
öffentlichen Umschlags zurückgewiesen hatte und auch die Erweiterung des Alsumer Hafens
keine Zustimmung fand, einigte man sich auf einen reinen Werkshafen, der
in den Jahren 1903 bis 1905 in Schwelgern entstand.
1926, als die August-Thyssen-Hütte in
die 'Vereinigten Stahlwerke' aufging, bediente der Hafen 16
Kohlenschächte mit einer
Jahresförderung von 8 Mio. t und sechs Hochöfen mit einer
Jahresleistung von 2,2 Mio. t Roheisen.
Nach der ersten Phase des Wiederaufbaus in den 50er Jahren, als der Hafen
Schwelgern an dritter Stelle unter den deutschen Rheinhäfen stand, umfaßte der Hafenkomplex 46
ha, bei einer Wasserfläche von 14 ha, die als Schutzhafen
für 70 Schiffe bis 1500t ausgewiesen war. Auf dem Freilager von 8,2 ha
besorgten 6 Verladebrücken mit Kranen von 8 bis 15 t den Umschlag. Die Brücken erreichten mit ihrer Spannweite zwischen 59 und 85
Metern die gesamten Zwischenlagerflächen für Erze und andere
lagerfähige Güter zwischen Parallelhafen und Rheinkai. Sie beluden
auch die 50t-Selbstentladerwaggons mit Erzen und Steinen für die
Hüttenwerke. Eine Kipperkatzen-Verladebrücke von 70 m Spannweite und 55 t Tragkraft
stand für den Kohlen-, 15 Drehkrane von 5 bis 20 t den (Walz-)Stahl und (Roh-)Eisen-Versand
am Rheinkai zur Verfügung, wo auch Kalk, Kies und Sand, Versetzmaterial, Grubenholz,
Thomasmehl und Zement gelöscht wurden. Eine Säuretankanlage
von 3.000m3 und eine Benzoltankanlage von 5750 m3
bildeten die Lager- und Umschlagkapazität für Flüssiggüter.
Der Ostkai des Parallelhafens und das Ufer des Stichbeckens waren mit
ihrer Kipperkatzen-Verladebrücke und 8-t-Kranen ausschließlich für die Kohleverladung eingerichtet.
Die Verladebrücke erreichte ihre beachtliche Leistungsfähigkeit von bis
zu 2400 t je 8-Stunden-Schicht, indem sie über die
Schiffe hinwegfuhr, die während des Ladens nicht mehr verholen
brauchten. Auch auf dem Kai wurden für die Zustellung der Waggons weniger
Gleise
benötigt, als bei dem alten Kopfkippersystem..
3 bis 4 Verladegleisen und ein Durchfahrtgleis sorgten für ein leistungsfähiges
Ladegeschäft an den Kais. Das Ausrangieren über die mit Stellwerken versehenen
Rangiergruppen beim Stichbecken und am Südende des Parallelhafens ließ ein reibungsloses Ausrangieren zu den einzelnen Ladegleisen
zu, wobei der Hauptrangierbetrieb auf dem etwa 2,4 km entfernt gelegenen
Rangierbahnhof vorgenommen wurde.
|