Mitten in der Weltwirtschaftskrise
gelang dem damaligen Oberbürgermeister von Köln, Konrad
Adenauer, ein regelrechter Coup, indem er die Ford Motor Co. davon
überzeugte, sich in Köln-Niehl mit einer Automobilfabrik
niederzulassen. Ford verfügte schon seit 1912 in Hamburg über
einen Betrieb für Autoteile und war seit 1925 im Berliner Westhafen
mit einer Montagestätte für den Ford T vertreten (s. Foto).
In Köln sollte jedoch ein richtiggehende Produktionsstätte
entstehen, die sich einer günstigen Lage in unmittelbarer Nähe
des Rheins befand, so daß die noch stets erforderlichen Produktionsmittel
mit dem Schiff herangebracht werden und Güter an einem werkseigenen
Kai umgeschlagen konnten. Gewisse steuerliche Vorteile versüssten
Fords entscheidung für Köln und gegen Neuss und nachdem
im Oktober 1930 unter Anwesenheit des Stadtoberhaupts und von Henry
Ford der Grundstein gelegt worden warn, lief sieben Monate später
das erste Auto - ein sog. A-Modell - vom Band.

Unter der Leitung des Europäischen Hauptsitzes
im englischen Dagenham produzierte die Ford Motor Co. AG Fahrzeuge
für den deutschen Markt, deren Bezeichnung nach deutschen Landschaften
bzw. Gebirgen eine gewisse Nähe reflektierte. 1933 wurde das
A-Modell durch den ersten Typ ersetzt, der für den außeramerikanischen
Markt bestimmt war. Für Deutschland war der Ford Rheinland,
der dem amerikanischen B-Modell entsprach, jedoch statt eines 8-
einen 4-Zylinder-Motor bekam. Auf den Rheinland folgte 1935 der
intern C-Modell genannte Ford Eifel, 1939 der Taunus.

1939 war auch das Jahr einer Reorganisation der Gesellschaft.
Aus der Ford Motor Co. AG wurden die Ford-Werke AG, an der die Ford
Motor Co. zu 52%, die englische Ford Motor Co. zu 6% beteiligt war.
Unter den deutschen Anteilhabern befand sich auch die I.G. Farbenindustrie.
Auf dem Höhepunkt des Krieges wurden die Produktion auch Teil
von Zwangsarbeitern, darunter ein hoher Anteil Frauen, u.a. aus
Rußland, geleistet. Einer umfangreichen, von Ford in Auftrag
gegebenen Studie zufolge
wurden ständig ca. zwei- bis zweieinhalbtausend, über
den gesamten Krieg hinweg ca. vier- bis fünftausend Zwangsarbeiter
beschäftigt, die gegen Ende des Krieges u.a. aus Buchenwald
herangeschafft wurden. Ungeachtet des Krieges und des Eintritts
der Amerikaner in ihn 1941 wurden vor allem Lastkraftwagen für
den militärischen Einsatz gebaut.

Die Zerstörungen an den Werksanlagen hielten
sich in Grenzen, was angesichts der schweren Bombenangriffe auf
Köln und dem Umstand, daß die Ford-Produktionsstätten,
die monatlich rd. 1.000 3-t-Transportfahrzeuge lieferten, von den
Alliierten früh als kriegswichtig eingestuft waren und daher
vorrangiges Ziel hätten sein müssen. Für die Schäden
wurde Ford mit über einer Million US-Dollar von der amerikanischen
Regierung entschädigt. Die Produktion konnte praktisch im Monat
der Kapitulation Mai 1945 wieder aufgenommen, wiederum zur Herstellung
von Lastkraftwagen, die nun für den Wiederaufbau dringend gebraucht
wurden.

Die Herstellung von Personenwagen begann 1948. In
diesem Jahr kam Henry Ford II nach Köln, der mit dem Gedanken
spielte, Volkswagen zu übernehmen. Der erste Nachkriegs-PKW
von Ford war ein Eifel-Modell, dessen Produktion 1942 eingestellt
worden war. Der als 'Buckeltaunus' bekannte Wagen wurde noch überarbeitet,
bis er 1952 einem Ford-Taunus weichen mußte, der ein insgesamt
optimischeres Design aufwies und mit dem die Varianten des 12m,
15m, 17m etc. eingeführt wurden.

In den 50er und 60er Jahren nahm Ford am Wirtschaftswunder
teil. Die Produktion stieg von 100.000 Fahrzeugen 1957 auf 500.000
im Jahr 1965. Im gleichen Zeitraum nahm die Belegschaft von 13.000
auf 37.600 zu. 1970 wurde ein weiteres Werk in Saarlouis, 1994 ein
Forschungszentrum in Aachen eröffnet.
In Köln verfügt Ford neben dem Werk Niehl
seit 1962 im nahegelegenen Merkenich über ein europäisches
Teilevertriebszentrum. 1968 kam ein Entwicklungszentrum hinzu, in
dem Automobile entworfen und auf Teststrecken und Prüfständen
getestet werden. Die Produktion in Niehl umfaßt neben den
Typen Fiesta und Fusion eine Abteilung zur Herstellung von Motoren-
und Getriebe- sowie Schmiede- und Gußteilen.

Die Autoverladung wurde vom Rheinkai in den benachbarten
Hafen Niehl II verlegt, wo die Fahrzeuge vom Merkenicher Werksgelände
über eine Rampe direkt auf die Autotransporter gefahren werden
können.
Seit 1998 ist Köln die Zentrale von Ford Europe.
|