1891 kaufte die 1863 in Barmen von
Friedrich Bayer und Johann Friedrich Wescott gegründete Chemiefabrik
ein Gelände am Rhein, das der Chemiker und Unternehmer Carl
Leverkus 1860 am 'Kahlen Berg' bei Wiesdorf erworben hatte, um hier
seine Fabrik zur Herstellung Alizarin anzusiedeln, einem synthetisch
erzeugten roten Farbstoff, der vor allem in der Textilindustrie
als Krapp-Ersatz verwandt wurde. In den Jahren 1895-1900 zog die
1881 in eine Kapitalgesellschaft umgewandelte Bayer AG von der Wupper
an den Rhein und verlegte auch ihren Hauptsitz dorthin. Während
neben dem Werk die Arbeitersiedlung Leverkusen entstand, um mit
attraktiven Wohnungen die nötigen Arbeitskräfte anzulocken,
fand die Forschung zunächst noch in Elberfeld statt und wurde
erst 1912 unter dem Vorsitz Carl Duisbergs hierher verlagert.
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Leverkus |
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Friedrich
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Carl
Duisberg |
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Mit Duisberg verfügte Bayer über
einen akademisch ausgebildeten Chemiker, dem die wissenschaftliche
Leitung des Labors oblag. In dieser Funktion beförderte er
die systematische Entwicklung pharmazeutischer Produkte, die bis
in die 1880er Jahre von Bayer nur kopiert oder zufällig
entdeckt worden waren. Ende des Jahrzehnts nahmen indes die Erträge
aus der Farbstoffherstellung ab und während man sich nach neuen
Produktionszweigen umzusehen begann, zeichnete sich die wirtschaftliche
Bedeutung der neuen synthetischen Heilmittel schon ab.
1905 schlossen sich die Farbwerke, vorm. Friedr.
Bayer et comp., die Badische Anilin- und Soda Fabrik und
die Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation (Agfa)
zu einer 'Interessengemeinschaft' zusammen. Nachdem Bayer
in den ersten Kriegsjahren seine Produktion einschränken mußte
und starke Umsatzeinbußen erlitt, gelang es, in der zweiten
Hälfte des 1. Weltkrieges durch die Produktion von Sprengstoff
und Kampfgas die Verluste auszugleichen. Zu diesem Zweck erweiterte
man das bestehende Kartell, dem sich 1916 u.a. auch die Farbwerke
Hoechst anschlossen.
Während die Produktionsanlagen in Leverkusen
den Krieg weitgehend unbeschadet überstanden hatten, litten
alle international tätigen Unternehmen der Chemieindustrie
unter dem Verlust ihres Auslandsbesitzes. 1924 stellten die Mitglieder
des Kartells daher Überlegungen an, ihre Unternehmen entweder
unter eine gemeinsame Holding zu bringen oder zu einer Gesellschaft
zusammenzuschließen. Auf diese Weise kam es im Dezember 1925
zur Gründung der I.G. Farben AG unter Beteiligung
der genannten nebst einiger kleinerer Unternehmen mit Hauptsitz
in Frankfurt am Main. Die Werke der ehemaligen Farbwerke in Wiesdorf
und Dormagen und (aus dem Zusammenschluß der Teerfarbenfabrik
Dr. E. ter Meer & Cie mit den Chemischen Fabriken,
vorm. J. Weiler & Cie. hervorgegangenen Chemischen
Fabriken, vorm. Weiler-ter Meer) Uerdingen bildeten die sog.
Betriebsgruppe Niederrhein der I.G. Farben AG.
Im 2. Weltkrieg gehörte das Werk in Leverkusen
zu den kriegswichtigen Einrichtungen, die jedoch den Verlust der
jüdischen Mitarbeiter in der Forschung zu beklagen hatten und
die Produktion nur mit Hilfe von Zwangs- und Fremdarbeitern aufrechterhalten
konnten. Nach einem ersten Bombenangriff 1940 mußte das Werk
1944 aufgrund der umfassenden Zerstörung der Anlagen geschlossen
werden. Im April 1945 wurde es von amerikanischen Truppen besetzt,
1947 der Verwaltung der Britischen Besatzungszone unterstellt.
Ebenso wie die Zukunft der I.G. Farben AG,
deren leitende Mitarbeiter sich zahlreicher Kriegsverbrechen schuldig
gemacht hatten, war die weitere Entwicklung des Leverkusener Werks
zunächst ungewiß. 1950 fand die Entflechtung der I.G.
Farben statt. Aus ihr gingen die Farbenfabriken Bayer AG
mit den Werken in Leverkusen, Dormagen, Uerdingen und Elberfeld
hervor. Unmittelbar danach setzte eine Phase des Wiederauf- und
Ausbaus ein, der von der Expansion des Unternehmens im Ausland gekennzeichnet
war.
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