Die Bauarbeiten wurden in Einzel-Losen an
Großunternehmer vergeben und die Gründung der Strombrücke in Regie
ausgeführt. Der erste Spatenstich wurde am 10.Mai 1871 an der Baugrube
des rechten Uferpfeilers ausgeführt. Vorher durchgeführte
Baugrunduntersuchungen hatten ergeben, daß die das Rheinbett bildende
Kies- und Sandschicht an der Brückenbnustelle im rechtsseitigen
Flutgebiet bis auf durchschnittlich -7,0 m Weseler Pegel, im
linksseitigen Flutgebiet auf durchschnittlich -9,5 m W.P. und an der
tiefsten Stromstelle bis auf -7,50 m W.P. reicht. Darunter kam eine sehr
mächtige und feste Lößschicht vor. Da an den Buhnenköpfen in der Nähe
der Baustelle Auskolkungen bis auf -7,85 m W.P. vorkamen, war zu
vermuten, daß auch an den Strompfeilerköpfen später mindestens ebenso
tiefe, bis auf die Lößschicht reichende Auskolkungen vorkommen würden.
Es galt nun zu ermitteln, ob diese Lößschicht mit einer gewöhnlichen
Gründung mit Beton, Pfahlwand und Fangedamm genügende Tragfähigkeit und
Sicherheit bot, oder ob man eine pneumatische Gründung in Erwägung
ziehen mußte. Nach sorgfältigsten Untersuchungen in der Nähe der
Brückenbaustelle, sowie aus Erfahrungen, die bei der Gründung der
oberhalb bis Köln gelegenen Rheinbrücken, wo die Lößablagerung in
ähnlicher Weise vorkam, gemacht worden waren, kam man zu dem Ergebnis,
daß eine Beton-Gründung mit Fangedamm und Pfahlwand genügende Sicherheit
bieten würde. Es wurde daher von einer Druckluft-Gründung abgesehen,
auch weil diese bedeutend teurer war. Die Ufer- und Strompfeiler wurden
auf -3,8 m bis -7,9 m W.P. gegründet und mit einer 30 cm starken
Pfahlwand, die bis etwa 4 m unter die Betonsohle reichte, vor
Unterspülungen geschützt. Außerdem wurden die Pfeiler noch durch
ausgedehnte Senksteinschüttungen gesichert. Die Herstellung der
durchschnittlich 5,50 m starken Betonschicht geschah mit Hilfe bis zu
12,6 m langer eiserner Trichter in Schichthöhen von 0,78 m. Für die
Herstellung des Unterbaus und der Vielzahl von Viadukten benötigte man 3
1/2 Jahre Bauzeit.
Im Frühling 1874 begann man mit der Aufstellung
des eisernen Überbaus. Die Aufstellung geschah auf festen Gerüsten, in
denen jede Öffnung durch fünf Pfahljoche in sechs kleinere Abteilungen
von 18,83 m größter Weite von Mitte zu Mitte Joch geteilt war. Die Köpfe
der Pfahljoche standen auf + 6,28 m W.P.. Darüber befand sich eine 5,65
m hohe Absprengung, die die darüberliegenden 2,20 m hohen Fachwerkträger
stützte. Auf letzterem standen die Schraubenspindeln für die Aufstellung
und das sonstige Gerüst. Zuerst wurden die Öffnungen I und II
aufgestellt. Das Material wurde auf einem Schiff vom Ufer zur
Verwendungsstelle geschafft und mit Hilfe eines schwimmenden Dampfkrans
von 4 t Tragkraft gehoben. Die Öffnungen III und IV wurden zuletzt
aufgestellt, wobei die Materialzuführung auf der Eisenbahn über die
rechtsseitigen Anschlußbrücken erfolgte. Die Abrüstung einer Öffnung und
der Einbau einer anderen dauerte insgesamt durchschnittlich 6-8 Wochen.
Den eisernen Überbau lieferte die Firma Prange & Comp. zu
Magdeburg-Oberhausen, und zwar einschließlich der Aufstellung zum Preis
von etwa 600 Mark pro Tonne.
Am 7. Dezember 1874 fand eine Probebelastung der
Brücke statt und am 24. Dezember 1874 erfolgte die polizeiliche Abnahme,
bei der die Strecke Wesel-Venlo dem Betrieb übergeben werden konnte. Die
Brücke war damals die längste Rheinbrücke und eines der bedeutensten
Brückenbauwerke.