Rotterdam
Rijnhaven
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Rijnhaven

Der Rijnhaven zählt zu den ersten Häfen, die auf dieser Seite der Nieuwe Maas gebaut wurden. "In Rotterdam wurde während der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. nach und nach Abschied genommen von der Tradition des 'Kaufmann-Reeders', der sowohl Waren an- und verkaufte und diese gemäß den Grundsätzen des Stapelhandels in seinem Haus oder einem nahegelegenen Lagerhaus lagerte, aber auch für den Transport der Waren mit eigenen Schiffen aufkam. Rotterdam durchlief den Übergang von der Stapel- Kaufmannsstadt zur mechanisierten Durchgangs- und Stückguthafenstadt in mehreren Schritten, wobei der Rijnhaven eine Schlüsselrolle spielte. Ursprünglich geplant als Winterhafen für Rheinschiffe, wurde er schon während des Baus in einen Transithafen umgewidmet, mit der Möglichkeit - bei Bedarf - auch Umschlag von Stückgut in großem Maßstab zu bewältigen." (Cultuurhistorische Verkenning - Rijnhaven)

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Rijnhaven um 1900

So entstand in den Jahren 1887-1895 der an Katendrecht - einem Stadtviertel, das für sein Rotlichtviertel und sein Nachtleben bekannt war - ein Becken mit einer Wasserfläche von 28 ha. Dabei trug man der inzwischen etablierten Dampfschiffahrt Rechnung. Die Seeboote konnten nicht nur zum Stückgutumschlag in Schuppen oder Schiffe an den Kais festmachen, sondern auf Bojen liegend mit Pontonkränen und schwimmenden Getreidehebern gleich in die Kähne gelöscht werden, die längseits gingen, um ihre Ladung aufzunehmen.

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Nederlandsche Veem

Unterdessen siedelten sich auf den Kais die Unternehmen an, die den Umschlag und die Lagerung der Güter besorgten. Unter den ersten war das 1900 errichtete große Lagerhaus De Eersteling für Getreide der Nederlandsche Veem mit einer für jene Zeit moderne mechanische Umschlaganlage. Dabei wurde das Getreide nicht mehr, wie bis dahin üblich, als Stückgut in Säcken übernommen, sondern als Schüttgut mit einem Becherwerk direkt aus den Laderäumen gelöscht. Zur Mechanisierung des Umschlags gründete die Nederlandsche Veem 1904 gemeinsam mit verschiedenen Verladern die Maatschappij voor de Exploitatie van Drijvende Elevators für den Betrieb schwimmender, damals noch mit Dampf betriebener, Getreideheber. Das Wiegen des umgeschlagenen Getreides bereitete anfangs noch technische Schwierigkeiten. 1908 war es dann soweit gelöst, daß man den Getreidehandel vom Vorteil der Technik überzeugen und an der von der M.E.D.E. errichteten neuen Graan Elevator Maatschappij beteiligen konnte.

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Codrico - Rijnhaven
1969 ließ sich auf dem Südkai die Firma Codrico mit einem großen Silogebäude und einem Komplex zur Verarbeitung von Getreide nieder. Nachdem in den 1990er Jahren das als Kop van Zuid bekannte Umfeld zum Sanierungsgebiet erklärt und die Hafenanlagen, ihrer Funktion entkleidet, entweder verschwanden oder umgewidmet wurden, behauptete sich nur Codrico als industrielles Unikum in Stadtnähe. Dabei entging auch dieses Zeugnis einer schon wieder vergangenen Epoche nicht der architektonischen Aufhübschung, um einer ansonsten drohenden Umsiedlung aus dem Wohngebiet zu entgehen, in dem sich der Codrico-Komplex inzwischen wiederfindet. Um den Bewohnern des neuen Stadtteils entgegenzukommen, suchte man nach einem Entwurf für die Luftreinigungsanlage, der den Rahmen zulässiger Geräuschemissionen nicht überschreitet und gleichzeitig ästhetisch ansprechend ist. Architekt Liong Lie/123DV fand für die Ventilation, die sich mehrere Stockwerke hoch, über einen ganzen Gebäudeteil erstreckt, eine innen mit Panelen verkleidete, aus Spanten und Stringer bestehende Konstruktion, die sich als zurückhaltende Modernisierung in die Fabrik einfügt, die inzwischen zu einem festen Bestandteil der Silhouette des Kop van Zuid geworden ist und ihm mit ihrer Tätigkeit einen Rest industriellen Lebens bewahrt.
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Codrico - Rijnhaven
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